Saint GilesSaint Giles
 
ist in Deutschland als Sankt Aegidius bekannt.
Er gehört zu den 14 Nothelfern und gilt als Beschützer vor Feuersbrünsten, Naturkatastrophen, Pest und Aussatz. Er ist der Patron der Hirten, des Viehs und der stillenden Mütter. Seine Fürbitte wird angerufen bei Aussatz, Krebs, Irrsinn, ehelicher Unfruchtbarkeit, bei Dürre, Sturm, Feuersbrunst, Unglück, Menschenfurcht, in großer geistiger Not und Verlassenheit, für eine gute Beichte, von stillenden Müttern, von Krüppeln." St. Giles ist der einzige Nothelfer, der keinen Märtyrertod starb ...
Sein Namenstag wird am 1. September gefeiert. Über das Leben des Heiligen St. Giles gibt es teils stark voneinander abweichende Quellen.
 
Übereinstimmend wird berichtet, dass St Giles im 7. Jahrhundert (als Adeliger?) in Athen geboren wurde. Es wird berichtet, dass er in seiner Heimat (wegen seines Glaubens?) verfolgt wurde. Auf jeden Fall ging er um das Jahr 683 nach Frankreich, wo er sich als Eremit an einem abgelegenen Ort in der Nähe von Arles an der Rhône niederließ. Dort lebte er zurückgezogen, betete und ernährte sich von den Früchten des Waldes. In seiner Einsamkeit soll er sich mit einer Hirschkuh angefreundet haben, die ihn regelmäßig besuchte und mit ihrer Milch nährte ...
Saint Giles 
Eines Tages wurde die Hirschkuh von Jägern (des Gotenkönigs Flavius?) verfolgt. Die Kuh floh zu Giles und suchte zu seinen Füßen Schutz. Durch Giles Gebete kam die Hundemeute der Jäger nicht näher als einen Steinwurf an sie heran. Als die Jäger (unter denen sich auch der Bischof von Nimes befand) Giles schließlich entdeckten, wurde er durch ein Missgeschick von einem Pfeil ins Bein getroffen. Giles lehnte ab von einem Arzt behandelt zu werden. Er bräuchte für seine Wunde keine irdische Arznei und bat Gott, dass die Wunde bis zu seinem Tode bliebe, damit Gottes Gnade in seiner Schwachheit vollendet würde. So wurde er zum “Heiligen der Krüppel” ...

Einige Quellen berichten, Giles habe an der Stelle wo einst seine Hütte stand ein Kloster errichtet, dessen Abt er wurde. Er soll auch Beichtvater und Ratgeber des Königs geworden sein.
Andere Quellen hingegen berichten, er sei bald an seiner Verwundung gestorben ... Auf jeden Fall wurde die Benediktinerabtei “St. Giles du Gard” erst im 11. Jahrhundert errichtet.
 
 

Saint GilesSaint Giles - Shrewsbury
 
Die Kirche von St. Giles steht am äußersten Ende des Abbey Foregate (einst Monks Foregate und Lehn der Abtei). Die Kirche erwuchs aus einer Kapelle, die vormals an das Lazarushaus (Lepra Kolonie) angrenzte. Dieser Platz wurde gewählt, weil Gesetze verlangten, man müsse wegen der Ansteckungsgefahr Abstand von Städten einhalten.
Die erste Erwähnung eines Leprahospitals an dieser Stelle findet sich in einem Edikt Henry II. aus dem Jahr 1155, in der er eine jährliche Zuwendungen von 30 Shilling (damals eine große Summe) an den Bischof Walter von Chester festschreibt, um die Stiftung zu unterstützen. In einer späteren Schenkung ordnet der König an, dass den Leprakranken zwei Hand Korn und eine Hand Mehl von jedem Sack, der auf dem Markt von Shrewsbury zum Verkauf angeboten wird, gegeben werden solle. Diese Schenkung wurde von König John am 19. März 1204 und von Henry III. am 12. August 1232 bestätigt.

Saint GilesHenry fügte hinzu, dass sie außerdem jeden Tag eine Pferdeladung Feuerholz aus Lythewood erhalten sollten. Diese Edikte wurden von Edward III., Richard II. und Henry V. bestätigt. Es ist wahrscheinlich, dass es in St. Giles schon vor dem ersten Edikt eine Leprastation gab. Vermutlich wurde sie von Brüdern der Shrewsbury Abbey gegründet, denn diese waren später auch für die Station verantwortlich. Die Verwaltung des Hospitals lag in den Händen eines Meisters, der vom Abt von Shrewsbury eingesetzt wurde. Ihm halfen einige Laienbrüder und Laienschwestern. Für ihre geistlichen Bedürfnisse war ein Mönch der Abbey zuständig. Solch ein Mönch ist es wohl auch, dessen Bild auf den „dos d'âne" Grabstein verewigt wurde, der nach dem Zerfall der Ruine von St. Giles im 18. Jahrhundert in die Abteikirche gebracht wurde und dort seinen neuen Platz gefunden hat.
Nach der Zerstörung des Klosters ging das Hospital in die Hände von John Prynce, dem Vater von Richard Prynce, dem Erbauers von “Whitehall”, über und wurde bis ins 17. Jahrhundert als Armenhaus genutzt.
Saint GilesDie Kirche selbst scheint mit der Zeit nicht mehr benutzt worden zu sein und verfiel langsam. Weiterer großer Schaden wurde ihr im Bürgerkrieg 1648 und erneut 1651 zugefügt, als sie als Gefängnis für schottische Soldaten, die für König Charles gekämpft hatten, diente. Die Schotten sollten nach Bristol gebracht und dann als Sklaven nach Westindien (Amerika) transportiert werden.
 
Um 1773 war die Kirche vollkommen baufällig. 1836 wurde St. Giles in seiner heutigen Form neu aufgebaut, doch einige Teile des alten Bauwerks sind erhalten geblieben. Die heutigen um 1970 errichteten Armenhäuser sind im Gedenken an die Prynce Familie erbaut.
 
Saint Giles SiegelEs existiert noch ein verwischter Abdruck des Hospitalsiegels, der in der Abteikirche zu sehen ist. Drei der Kirchenglocken hängen nun im Turm der Abbey. Es gibt Belege, dass die Grabplatte des Mönchs vor 1825 in St. Giles war und es ist anzunehmen, dass sie wie andere Grabplatten aus verlassenen Kirchen Shropshires um 1778 zur Abteikirche gebracht wurde.
 
Saint GilesDie Grabplatte aus dem 13. Jahrhundert zeigt die ruhende Gestalt eines Mönchs. Die Zeichen seines Priesteramts sind eingemeißelt: Kelch und Hostie, Glocke, Messbuch und Kerze.
Ein besonderes historisches Ereignis verbindet die Kirche von St. Giles mit der Abtei. 1136 erhielten die Mönche aus Shrewsbury die Reliquie der Heiligen Winifred. Vorher ruhte sie in Gwytherin, North Wales. Mit einer großen Zeremonie wurden die Gebeine nach Shrewsbury gebracht und vorerst auf den Altar von St. Giles gelegt, bis die Abbey bereit war sie mit angemessener Würde und einem gewaltigen Menschenauflauf zu empfangen.
 
 
Vom Chronisten wird ein Detail erwähnt, das die Geschichte lebendig werden und an manche Freiluftveranstaltung in England denken lässt: am angesetzten Tag regnete es in Strömen, doch als die Prozession startete klarte es auf und die Sonne begann zu scheinen ...
 

Lepra im - Mittelalter (und heutzutage)

Die Lepra war im Mittelalter nicht so verbreitet wie häufig angenommen wird, da Hautkrankheiten wie z.B. die Psoriasis fälschlicherweise auch als Form der Lepra angesehen wurde.
LepraEs wird zwar oft behauptete, die Lepra sei durch Kreuzfahrer nach Westeuropa eingeschleppt worden, doch sind Fälle von Lepra schon vor Christi Geburt in England verbürgt.
Im 12. Jahrhundert kam es allerdings zu großen Lepraepidemien in England und ganz Europa - deren Ursprung in der Tat im Heiligen Land zu suchen ist...

Lepra wurde gewöhnlich als göttliche Strafe für eine üble Lebensweise angesehen. Es wurde Brauch, Leprakranke in Leinentücher zu kleiden und ihnen das Sterbesakrament zu erteilen bevor man sie aus der menschlichen Gesellschaft ausschloss.
KlapperMan erlegte ihnen auf, zur Warnung eine Holzklapper zu drehen um so ihr Erscheinen anzukündigen. Waren die Opfer verheiratet, so wurde die Ehe annulliert. Normalerweise verloren sie ihren gesamten Besitz. Für ihre alte Umwelt waren sie bereits tot.
Die Kirche beschloss “nicht den Körper, sondern die Seele des Leprakranken zu verurteilen” und es waren die Mönche die mit ihrer besonderen Hingabe für die Kranken, angetrieben durch ihre Ordensregeln, taten was sie konnten die Leiden der Opfer zu lindern.
Unter den Rezepten zur Behandlung der Krankheit waren Salben die aus dem “Aufguss von St. Pauls Betony” und, noch exotischer “dem Staub eines Maulwurfshügels, vermischt mit Eiweiß” hergestellt wurden. Am meisten mag aber geholfen haben, dass sich überhaupt jemand um sie in ihrer Einsamkeit und ihrem Elend kümmerte.
Kaiserin Maud war eine große Verehrerin des Heilgen Saint Giles. So ließ sie bei London die Kirche Saint-Giles-in-the-Fields errichten und soll auch viele Leprakranke in ihren Palästen beherbergt haben.

Lepra ist nicht mehr die Geißel die sie in vergangenen Zeiten war. Sie tritt aber immer noch auf – auch in Europa und Nordamerika. Dank moderner Medikamente und besserer Hygiene geht die Krankheit aber immer weiter zurück.
 

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