Jerusalem

Der Erste Kreuzzug

Dem / der einen oder anderen wird vielleicht aufgefallen sein, dass Cadfael nicht sehr viel über den Kreuzzug berichtet - obwohl es ein einschneidendes Erlebnis für ihn gewesen sein dürfte. Vielleicht hat er gemerkt, dass er an einem der schlimmsten Verbrechen gegen die Mensch- lichkeit während des Mittelalters teilnahm ...
 

Die Vorgeschichte

Urban IIUm 1070 eroberten moslemische Seldschuken vormals christliche Gebiete im vorderen Orient und Palästina. Anders als die Christen, waren die Moslems aber tolerant anderen Religionen gegenüber und so konnten Moslems, Christen und Juden relativ unbehelligt ihre Religion ausüben. Dennoch wurden immer wieder christliche Pilger auf ihrem Weg nach Jerusalem überfallen oder belästigt.
Es sei nur am Rande angemerkt, dass den Pilgern ähnliches auch auf dem Weg durch christliche Gebiete geschehen konnte ...
 
Zur gleichen Zeit erlebte die Wirtschaft Europas eine Blüte. Kaufleute aus Pisa, Genaua, Amalfi und Venedig witterten lukrative Geschäfte mit dem Orient und den Stützpunkten am Ende der Seidenstraße, die nach China führte. Die Päpste versuchten ihre weltliche Macht auszuweiten und suchten nach geeigneten Mitteln. Was lag näher, als das erstarkte Rittertum unter dem Zeichen des Kreuzes gegen Osten zu lenken und so an die Kirche zu binden?!
 
 

Gott Will Es

Am 26. November 1095 fand eine vorher kaum beachtete Synode in Clermont statt. Auf dieser Synode hielt der Eremit Peter von Amiens eine flammende Rede und berichtete von angeblichen Gräueltaten gegenüber Christen. Daraufhin rief Papst Urban II. unter “Deus lo volut” - “Gott will es” - zum Ersten Kreuzzug auf.
 
Der Aufruf fiel in allen gesellschaftlichen Schichten auf fruchtbaren Boden, versprach der Kreuzzug doch Abenteuer, Land, Reichtum oder die Freisprechung von allen begangenen und zukünftigen Sünden.
 

Bevor das erste Heer der Kreuzfahrer loszog, setzte sich bereits ein bunt Zusammengewürfelter Haufen aus Kleinrittern, Bauern, Bürgern und vormals Gesetzlosen unter der Führung von Peter von Amiens in Bewegung.
In den jüdischen Gettos des Rheinlandes gab es die ersten Pogrome. Dann richtete sich die Gewalt gegen die slawischen Völker des Balkans. Schließlich wurde der wilde Haufen in Kleinasien aufgerieben.
 
KreuzzugDas reguläre Heer der Kreuzfahrer setzte sich aus Rittern aus Flandern, Lothringen, der Provence, dem Rheinland, sowie Normannen aus Frankreich, England und Italien, sowie deren Gefolge zusammen.
In drei großen Gruppen zog man in Richtung Osten.
 
Die Truppen sammelten sich in Konstantinopel (Byzanz) das vom oströmischen Kaiser Alexios beherrscht wurde. Um seine Stellung in Kleinasien zu schützen, verlangte dieser von den Anführern der Kreuzfahrer den Treueid und das Versprechen alle eroberten Gebiete an ihn als Lehnsherr zu übereignen.
 
Im Frühjahr 1097 zog das reguläre Heer der Kreuzritter von Konstantinopel aus nach Palästina. Nach ersten Kämpfen im Mai 1097 griffen die Kreuzritter bei Dorylaeum auf die seldschukische Hauptarmee und schlugen sie am 1. Juli 1097 vernichtend.
Auf ihrem Weitermarsch durch Kleinasien stießen die Kreuzritter danach nur noch auf geringen Widerstand.
 
Bereits während ihres Zuges durch Kleinasien begannen die Führer der Kreuzzugsheere zunehmend ihre eigenen machtpolitischen Interessen zu verfolgen: Im Herbst 1097 hatte sich Balduin I. von Boulogne vom Hauptheer getrennt und war Richtung Osten gezogen, hatte Edessa in seine Gewalt gebracht und dort 1098 eine Grafschaft errichtet.
 
 

Die Eroberung Antiochias

Im Oktober 1097 begannen die Kreuzfahrer mit der Belagerung der Stadt. Bohemund erhob Anspruch auf Antiochia und es kam zu einem heftigen Streit unter den Heerführern. Nach monatelanger Belagerung konnten die Kreuzfahrer im Juni 1098 die Stadt durch die Bestechung eines türkischen Hauptmanns Namens Firus schließlich einnehmen. Bei der Einahme von Antiochia wurde keiner der Bewohner verschont.
Nun rückte ein gewaltiges muslimisches Heer an und belagerte wiederum das christliche Heer. Im Angesicht der Übermacht des Feindes und der wenigen Vorräte sank die Kampfmoral dramatisch. Nur ein Wunder konnte die Soldaten Christi retten. Und das Wunder geschah: Einem einfachen Schildknappe mit Namen Bartholomaeus erschien Jesus Christus und der Erzengel Michael und wiesen ihm den Weg zur "Heiligen Lanze" in der Stadt. Von dieser heiligen Reliquie gestärkt, gelang es den Christen bei einem Ausfall das Heer der Muslime vernichtend zu schlagen.
Nach der Eroberung Antiochias machte Bohemund I. die Stadt zum Mittelpunkt seines Fürstentums Antiochia. Raimund von Toulouse begründete an der syrischen Küste die Grafschaft Tripolis. Weitere Konflikte zwischen den Kreuzzugsführern blieben in der Folge nicht aus.
 
Doch das wichtigste: Der Weg nach Jerusalem war frei ...
 
 

Die Eroberung Jerusalems

Gottfried vor JerusalemEnde November 1098 zog das Hauptheer der Kreuzritter von Antiochia aus weiter in Richtung Jerusalem. Anfang Juni 1099 schlugen die Kreuzfahrer in Sichtweite der Stadtmauern Jerusalems ihr Lager auf und eroberten nach vierwöchiger Belagerung am 15. Juli 1099 unter der Führung von Gottfried von Boullion die Heilige Stadt.
 
Was dann folgte war ein unbeschreibliches Gemetzel und Blutbad unter der Zivilbevölkerung Jerusalems. Die Gassen der Stadt waren mit Leichen übersät und Chronisten berichteten, dass von den Treppen des Tempelberges Bäche von Blut flossen. Eigentliches Ziel des Pogroms sollte zwar die jüdische und muslimische Bevölkerung sein, aber im Blutrausch wurden auch unzählige Christen massakriert.
Nach dem Ende der Kämpfe wurden die meisten der wenigen überlebenden Juden zusammengetrieben und anschließend von christlichen Soldaten in der Nähe des Tempelbergs niedergemetzelt - was unter den Anführern zu Streitigkeiten führte. Schließlich hätte man für die Juden Lösegeld erpressen können ...
 

Gottfried von Bouillon

Ende Juli wählten die Kreuzritter Gottfried von Bouillon, den Herzog von Niederlothringen, zum “Beschützer des Heiligen Grabes”. Den Titel des “Königs von Jerusalem” hatte Gottfried abgelehnt.
Wenig später, am 12. August 1099, besiegten die Kreuzritter unter Gottfrieds Führung bei Askalon ein muslimisches Heer, dass zur Rückeroberung Jerusalems angerückt war.

 
Bald darauf kehrte ein Teil der Kreuzritter, soweit sie sich nicht schon in Edessa, Antiochia und Tripolis niedergelassen hatten, nach Europa zurück. Diejenigen, die im Heiligen Land blieben, bauten in Jerusalem einen am westlichen Vorbild orientierten, vom Lehnswesen bestimmten Staat auf, das Königreich Jerusalem, und sicherten ihre Herrschaft über das Heilige Land ...
 
 
Wie sagte Cadfael so treffen: “Seitdem ich am Kreuzzug teilgenommen habe, ist mir keine Art des menschlichen Verhaltens mehr fremd ...”
 

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