England und Wales

Der ewige Grenzstreit

In mehreren Cadfael Chro- niken spielt der Konflikten zwischen Engländern und Walisern eine wichtige Rolle oder er schwingt zumindest immer unterschwellig mit.
Die Antipatie der beiden Volksgruppen dauert bis zum heutigen Tag an und hat eine lange nun mehr 1500 Jahre alte Geschichte.

Als nämlich die Römer im fünften Jahrhundert abzogen kamen die Sachsen und Angeln ins Land und drängten die keltische Urbevölkerung in die Randgebiete der Insel und in die heutige Bretagne ab (siehe “Vorgeschichte”).

 
Natürlich wäre es Blödsinn rassische Unterschiede für die Grenzkonflikte verantwortlich zu machen; Tatsache ist allerdings, dass Genuntersuchungen in den letzten Jahren ergeben haben, dass die englische Bevölkerung selbst heute noch näher mit den Norddeutschen als mit den Walisern verwandt ist.
Richtige Briten findet man also eigentlich nur in Wales ...
 
König Offa Im achten Jahrhundert wurde das Reich des mächtigen Königs Offa von Mercia ständig von walisischen Raubzügen heimgesucht.
Als Reaktion ließ er einen Verteidigungswall aus Erde und Stein errichten, der als “Offa's Dyke” bekannt und heute ein beliebter Wanderweg ist. Dieser Wall erstreckt sich von der Nord- bis zur Südküste und sollte zum einen den Grenzverlauf markieren, zum anderen vor Angriffen schützen. Diese Strategie hatte einigen Erfolg, konnte dem Grenzland letztlich aber keine dauerhafte Sicherheit bringen.
 
 

Mittelalter

Nach 1066 vergab Wilhelm der Eroberer Land und Machtbefugnisse an seine Barone um das verletzliche walisische Grenzgebiet unter feste Kontrolle zu bringen. Zusätzlich zu Titeln und großen Besitztümern auf der englischen Seite wurde den Grafen von Hereford, Shropshire und Chester stillschweigend das Recht eingeräumt soviel walisisches Land unter ihre Kontrolle zu bringen wie sie wollten. Die Barone wiederum belohnten ihre Untergebenen, indem sie ihnen Teile ihres Landbesitzes überließen. Häufig fielen die Barone in Wales ein, besetzen Gebiete, machten und brachen Bündnisse ohne Hemmungen.
Doch mit der Zeit wurde ihre Macht zu groß.
Im Jahr 1102 zerschlug Henry I. zum Beispiel das “Reich”, das durch Roger de Montgomery, dem Grafen von Shrewsbury, aufgebaut worden war. Die ersten Vormärsche der Grenzbarone nach Wales waren so erfolgreich, dass es zuerst so aussah, als ob das ganze Land in die Hand der Anglo - Normannen fallen würde. Um 1075 sah man sich aber nicht mehr in der Lage weiter als in die Gebiete des Lowlands vorzurücken und die Invasion geriet ins Stocken. Die höher gelegenen Gebiete, speziell Snowdonia im Norden, blieben unter der Kontrolle der walisischen Fürsten.
 
Wappen von WalesZu Anfang des dreizehnten Jahrhunderts vereinigten sich mehrere walisische Fürstentümer, die vorher gegeneinander und gegen die Engländer gekämpft hatten, unter dem Fürsten “Llewelyn der Große” von Gwynedd und später unter seinem Enkel Llewelyn ap Gruffydd. Unter ihren neuen Führern leisteten die Waliser entschlossenen Widerstand und eroberten vormals verlorene Gebiete zurück. Dem jüngeren Llewelyn wurde 1267 von Henry III. widerstrebend sogar der Titel “Prince of Wales” verliehen.
Wales geriet erst unter Edward I. unter englische Kontrolle. Als Llewelyn sich weigerte dem englischen König zu huldigen fiel Edward 1277 in Wales ein und zwang den Fürsten sich ihm zu unterwerfen. Im Jahr 1282 rebellierten die Waliser erneut und ein Krieg brach aus. In diesem Jahr geriet Llewelyn in einen Hinterhalt der Engländer bei Irfon Bridge und wurde im Kampf getötet. Sein Bruder wurde hingerichtet. 1284 geriet Wales endgültig unter englische Herrschaft. Deshalb ist das Wappen von Wales auch nicht in dem um 1620 entstandenen “Union Jack” vertreten.
 
Union JackDer Union Jack setzt sich aus dem englischen Wappen (St. Georges Kreuz - rotes Kreuz auf weißem Grund), dem schottischen Wappen (St. Andrews Kreuz - weißes diagonales Kreuz auf blauem Grund) und den roten diagonalen Streifen für Nordirland zusammen.

 
Prince of WalesDafür ist der englische König (normalerweise) immer ein Waliser - was man dadurch erreicht, dass der Kronprinz seit der Zeit Edward I. feierlich zum “Prince of Wales” ernannt wird ...
 
 

Kein Ende in Sicht ...

Mittlerweile haben die Waliser sich damit abgefunden zu Großbritannien zu gehören - ähnlich wie sich die Bayern zähneknirschend auch als Deutsche bezeichnen. Trotzdem sollte man in Wales aber NIEMALS den Fehler machen Wales und England zu verwechseln / vermischen...
Die Waliser sind sehr stolz auf ihre eigene Sprache und Tradition. Heute wird den Kindern in der Schule wieder Gälisch beigebracht und Wales hat (so wie Schottland) ein eigenes Parlament. Es besteht aber keine Gefahr, dass Wales die Unabhängigkeit von Großbritannien erklärt.
Dass man in Wales ist erkennt man nicht nur an den unaussprechlichen Ortsnamen sondern auch daran, dass es in Wales weit mehr Ampeln als Kreisverkehre (so wie in Deutschland) gibt. Man will halt anders sein ...
 

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