Bootsbau

Die Vorbereitungen

Innerhalb weniger Monate schaffte es Wilhelm aus dem bunten Haufen zur Hilfe geeilter Ritter ein homogenes und schlagkräftiges Heer zu machen. Gleichzeitig ließ er ganze Wälder fällen und die Bäume in die Hafenstädte transportieren, um daraus eine Flotte zu bauen. Anfang August waren mehr als 700 Schiffe fertig und die Flotte in der Nähe von Caen vereinigt. Alles wartete auf den Befehl zum losschlagen. Was jedoch fehlte, war der günstige Südwind und so musste man ausharren. Wären die Winde günstig gewesen, sähe die Geschichte Englands vielleicht ganz anders aus ...

 
Harold waren die Aktivitäten in der Normandie nicht entgangen und so ließ er das größte Heer zusammenrufen, das England je gesehen hatte. Er postierte seine Streitmacht an der Südküste und war bereit den Angriff abzuwehren. Doch die Normannen kamen wegen des Windes nicht. Anfang September musste Harold sein Heer auflösen, denn viele Soldaten waren von Hauptberuf Bauern. Wollte man keine Hungersnot riskieren, mussten sie zurück zu ihren Höfen um die Sommerernte einzuholen.

 

Harolds Marsch

Der zwei Fronten Krieg

Kaum war Harold zurück in London, ereilte ihn eine neue Schreckensnachricht.
Die Winde die zuvor das Auslaufen der normannischen Flotte verhindert hatten, hatte König Harald Hardrada von Norwegen dazu genutzt, mit einer riesigen Invasionsarmee von 200 Schiffen mit 1800 Mann in Nordengland einzufallen. In einem Gewalt- marsch zog das englische Heer den Wikingern entgegen, die gerade York zer- stört hatten. Bei Stamford Bridge wurden die Norwegen vernichtend geschlagen und König Harald Hardrada getötet.

 
Nachdem die Wikinger geschworen hatten England nie wieder anzugreifen, gestattete Harold den wenigen Überlebenden die Rückkehr nach Norwegen. Die Rückkehr gelang problemlos, denn der Wind schwenkte auf Süd und brachte die Nordmänner in ihre Heimat zurück. Gerade auf diesen Wind hatten aber auch die Normannen gewartet.
 

Überfahrt

Am Morgen des 28. September 1066 landete das Invasionsheer Wilhelms mit 700 bis 800 Schiffen und mehr als 7000 Mann bei Pevensey. Der Anblick muss atem- beraubend gewesen sein -
vergleichbar vielleicht mit der Invasion, die 878 Jahre später in umgekehrter Richtung stattfinden sollte ...

 
An der Spitze segelte Wilhelm in seinem Flaggschiff Mora. Durch die zweimonatige Verzögerung der Landung stand Wilhelm bei seiner Landung kein Heer direkt gegenüber. Er hatte Zeit seine Streitmacht zu sammeln und zu ordnen. Danach konnte man sich ein günstiges Schlachtfeld aussuchen auf dem man mit Harolds Armee zusammentreffen würde. Die Bewohner hielten die Ankömmlinge wegen ihrer kurzen Haare und fehlenden Bärte zunächst für Mönche.
 
Harold musste nach siegreicher Schlacht gegen die Wikinger einen Gewaltmarsch von 700 Kilometern in nur einem Monat zurücklegen. Harolds Berater hatten ihm von einer direkten Schlacht abgeraten. Es wäre besser, zuerst die Normannen von ihrem Nachschub abzuschneiden, den Gegner durch punktuelle Angriffe zu schwächen, das Heer durch neue Truppen zu verstärken und den durch den Gewaltmarsch geschwächten Truppen eine Pause zu gönnen. Harold entschied sich anders. Vielleicht wollte er den Überraschungsangriff der ihm gegen die Wikinger gelungen war wiederholen. Am Abend des 13. Oktobers erreichte er Sussex.
 
 

Schlacht bei Hastings

Die Schlacht bei Hastings

Die Normanne waren aber durch ihre berittene Aufklärung schon längst im Bilde und am Morgen des 14. Oktober 1066 standen sich ca. 10 Kilometer nördlich von Hastings bei Senlac, dem heutigen Battle, die beiden Heere, getrennt durch ein enges Tal, gegenüber.

 
Harold hatte seine Männer in einer Linie von ca. 600 Metern auf einem Hügel in Position gebracht. Wilhelms Männer standen in drei Gruppen. Die linke Flanke bildeten bretonische Kämpfer. Flämische und französische Soldaten bildeten die rechte Flanke. In der Mitte stand Wilhelm mit seinen Normannen.
Beide Heere waren mit jeweils 7000 Mann ungefähr gleich stark. Auch die Bewaffnung war ähnlich; Wilhelm konnte aber - anders als Harold - auf ein Heer von weit über 2000 Reitern zurückgreifen.
Harold wandte die alte englische Taktik an, bei der sich die Truppe zu einem menschlichen Wall aus Schilden zusammenfand. Wilhelm hatte seine Truppen gestaffelt. Zuerst sollten Bogenschützen einen Hagel von Pfeilen auf die Gegner herabregnen lassen. Diesem Hagel folgten Fußsoldaten und dann die Reiterei.
 

Der erste Angriff

Doch der Hagel prallte an den angelsächsischen Schilden ab und die normannischen Fußsoldaten wurden von Lanzen, Streitäxten und Steinhämmern niedergemäht. Die Überlebenden versuchten eine Bresche zu schlagen, auf der die Reiterei vorrücken konnte. Doch die Schilderburg der Verteidiger hielt stand.

 
Den Sieg verdankt Wilhelm vielleicht dem Gerücht, er sei gefallen. In der Tat wurden drei Pferde unter Wilhelm getötet. Als das Gerücht von Wilhelms Tod bei den Bretonen am linken Flügel die Runde machte, wichen diese zurück. Siegesgewiss rückte die Flanke der Angelsachsen den Zurückweichenden nach, wodurch ihre eigene Flanke geschwächt wurde. Wilhelm gelang es seine Truppen neu zu ordnen und seine Ritter schnitten sie Flanke des Gegners ab. Wilhelm nahm seine alte Taktik wieder auf und bestürmte den Schilderwall. Stundenlang tobte die Schlacht, ohne dass eine Seite den Sieg hätte erringen können.
Da erinnerte sich Wilhelm, was passiert war als die Bretonen zu flüchten schienen. Auf dem Kontinent gehörten vorgetäuschte Fluchtversuche - anders als auf der Insel - zur militärischen Taktik. Also ließ er seine Reiterei einen Rückzug vortäuschen. Die Kriegslist gelang. Die englischen Krieger stürmten der Reiterei hinterher und verließen ihre Kampfordnung. Auf ein Zeichen schwenkten die Ritter und metzelten die Verfolger nieder - eine entscheidende Schwächung. Jetzt ließ Wilhelm seine gesamte Streitmacht angreifen. Als es schon dunkel wurde kam er auf eine neue Idee. Er ließ die Pfeile fast senkrecht nach oben schießen. Dadurch prallten die Pfeile nicht mehr an den Schilden ab, sondern regneten von oben auf Harolds Soldaten herab.
 

Harolds Tod

Jahrhunderte lang hieß es, Harold sei von solch einem Pfeil über dem rechten Auge getroffen worden. Heute geht man jedoch davon aus, dass das nicht der Fall war. Unumstritten ist jedoch, dass er von normannischen Soldaten getötet wurde. Auch zwei seiner Brüder kamen uns Leben.

 
Nach Harolds Tod flohen die Überlebenden. Viele wurden aber von der nachsetzenden normannischen Reiterei eingeholt und niedergemetzelt.
Harold und seine Armee waren besiegt. Gleichzeitig war in der Schlacht auch ein Großteil des angelsächsischen Adels getötet worden. Die Normannen waren die neuen Herrscher im Land.
Wilhelm ließ einige Jahre später an der Stelle an der die Schlacht stattgefunden hatte die Benediktinerabtei ‘Battle Abbey’ als Buße für das Gemetzel während und nach der Schlacht errichten. Der Hochaltar wurde an der Stelle errichtet, an dem Harold gestorben sein soll.
Harold soll in der Abtei von Waltham Abbey nördlich von London beigesetzt worden sein. Von der einstigen Abtei ist lediglich die - allerdings sehenswerte - Klosterkirche erhalten.
 

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